Ursachenannahmen | ||||
1. Risikofaktor Sprachentwicklungsverzögerung
Bei bis zu 50 % der Kinder, die eine Sprachentwicklungsverzögerung durchlaufen haben, besteht die Gefahr, eine Lese-Rechtschreibschwäche zu entwickeln. Ursächlich sind hierfür die auch für die allgemeine Sprachentwicklung notwendigen Basisfunktionen der Sprachverarbeitung zu nennen. Dazu zählt u.a.die Phonologischen Bewusstheit (bewusstes Umgehen mit Sprache und Ihren Bestandteilen). 2. Genetische Disposition/ NeurologieLRS tritt familiär gehäuft auf.Die Häufigkeit bei erstgradig Verwandten liegt bei
30-60%. Jungen sind im Verhältnis zu Mädchen häufiger
betroffen (3:1). Es existiert eine polygenetische Ursache
(nicht eindeutig, mehrere Ursachen). Bei
Menschen mit LRS sind abweichende Hirnstrommuster
festgestellt worden. Die zuständige Hirnzentren arbeiten nicht
ausreichend synchron und haben keine ausreichende Vernetzung. 3. Störung der zentralen auditiven WahrnehmungPhonologie ´“ Defizit ´“ HypotheseBei der LRS ist die Fähigkeit, lautliche Segmente der Sprache zu unterscheiden gestört. Es bestehen Probleme bei der Zuordnung von Buchstaben zu den einzelnen Lauten und umgekehrt. Es liegt häufig ein zäher Informationsfluss in der Seh- und Hörbahn vor, so dass es zu abweichenden Wahrnehmungsverarbeitungen und ihren Konsequenzen kommt. 4. Störung der zentralen visuellen Wahrnehmung 5. Bedeutung beeinflussender FaktorenIn älterer Forschungsliteratur finden sich Verknüpfungen der LRS mit:
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Studien zur Ursachenforschung |
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Ursache einer solchen Beeinträchtigung der phonolog. Bewusstheit sieht Prof. Ptok (Uni Hannover) und Prof. Kruse (Uni Göttingen) in basalen Hörverarbeitungsstörungen. (Siehe somit auch Seite ´auditive Wahrnehmungsstörungen´) Eine frühzeitige Erfassung derartiger Störungen sowie der präverbalen Sprachentwicklung durch phoniatrisch-pädaudiologische Beobachtungen und eine somit frühzeitige Sprachentwicklungsförderung (z.B. bei phonologischen Sprachstörungen) , die bei Bedarf eine auditive Wahrnehmungsschwäche mit einbezieht, scheint unerlässlich. Denn die ursachenbezogene Sprachförderung bezieht basale Faktoren - wie z.B. die zentral-auditive Verarbeitungsstörung - ein. | ||||
Diagnose und Therapie: | ||||
Ergebnisse vielfältiger Untersuchungen führten somit zur Entwicklung eines Diagnostikums (Screening-Verfahrens) zur Früherkennung von LRS (BISC) an der Uni Bielefeld. Basierend darauf existiert ein von Prof. Schneider und Petra Küspert entwickeltes Förderprogramm der phonologischen Bewusstheit, welches durch umfangreiche Längsschnittstudien in seiner Wirksamkeit überprüft wurde. In z.T. auch multimedialer Form wird hierbei die phonolog. Bewusstheit im weiteren Sinne ( Flüsterspiele, Reimen, Silbenwahrnehmung..) und im engeren Sinne (z.B. Heraushören von Anlauten..) trainiert. |